Ist das noch gesund?

Ständige Verfügbarkeit für die Arbeit: Analysieren und richtig gestalten!

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Die Analyse mittels Fragebogen dauert pro Mitarbeiter höchstens 15 Minuten und ist kostenfrei. 

Mobile Informations- und Kommunikationstechnologien wie Smartphones und Laptops ermöglichen es, dass Beschäftigte permanent für die Arbeit verfügbar sind. Studien ergeben, dass Beeinträchtigungen des Wohlbefindens durch ständige Verfügbarkeit nicht nur dann zu erwarten sind, wenn Beschäftigte durch arbeitsbezogene Telefonanrufe in ihrer Freizeit gestört werden und die Arbeit aufnehmen müssen, sondern schon dann, wenn nur die explizite oder implizite Anforderung besteht, grundsätzlich für die Arbeit zur Verfügung zu stehen, auch wenn diese gar nicht in Anspruch genommen wird.  Analysen zeigen allerdings, dass die Effekte im Mittel eher gering, für einige Personen in bestimmten Unternehmen aber sehr stark sind, während für andere Personen in anderen Unternehmen kaum Effekte zu verzeichnen sind. Es gibt offensichtlich unterschiedliche Formen von Verfügbarkeit und auch individuell unterschiedliche Strategien damit umzugehen, die wiederum die beeinträchtigende Wirkung beeinflussen. Für eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung ist es wichtig, die relevanten Merkmale und Strategien zu identifizieren und daraus Gestaltungsmaßnahmen abzuleiten.
Wie alle Arbeitsbedingungen kann auch Verfügbarkeit für die Arbeit Eigenschaften für die Betroffenen haben, die die gesundheitlichen Beanspruchungen erhöhen (Stressoren) und andere Eigenschaften, die von den Betroffenen als Ressource genutzt werden können. Auch Rahmenbedingungen und unternehmenskulturelle Aspekte beeinflussen die konkrete Wirkung der Verfügbarkeit. Daneben bringen die Betroffenen eigene Kompetenzen und Strategien mit. Beispielsweise gibt es zwischen den Personen Unterschiede in der Fähigkeit, trotz Verfügbarkeitsanforderung abschalten zu können und ihre Freizeit selbstbestimmt zu gestalten, was wiederum  als Schutzfaktor wirken kann.
Empirische Studien bestätigen die moderierende Wirkung der verschiedenen Merkmale, die in der Abbildung zusammengefasst sind.

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Aufbauend auf diesen Forschungsergebnissen hat der Arbeitsbereich für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Hamburg ein Analyseinstrument entwickelt, welches in Unternehmen oder einzelnen Abteilungen angewandt werden kann und ein fundiertes Bild der praktizierten Verfügbarkeit bzw. deren Wahrnehmung liefert. Mit dem Analyseinstrument werden die aus arbeitswissenschaftlicher Sicht wichtigsten Merkmale der Verfügbarkeit systematisch erhoben. Zu den erfassten Merkmalen gehören etwa die konkreten Anforderungen nach ständiger Verfügbarkeit und die Inanspruchnahme durch die Organisation, sowie die damit verknüpften Stressoren und Ressourcen. Letztere sind etwa Steuerungsmöglichkeiten und Bewältigungsmöglichkeiten sowie der wahrgenommene Nutzen der Verfügbarkeit. Weiter zielt die Analyse darauf ab, häufig auftretende Missverstänsnisse bezüglich der Forderung nach Verfügbarkeit aufzuklären und die Sicht von Vorgesetzten, Kunden und Mitarbeitern miteinander abzugleichen sowie die Legitimität bestimmter Anforderungen zu überprüfen. Schließlich werden die allgemeinen Arbeitsbedingungen, unter denen Beschäftigte verfügbar sind (insbesondere Behinderungen), arbeitsanalytisch ausgewertet, um das Bild abzurunden und sämtliche Quellen von Belastung zu identifizieren sowie ausbaubare Ressourcen zu auszumachen. Um die Wirkung von Verfügbarkeit und die aktuelle Beanspruchung der Beschäftigten zu erfassen sowie die Effektivität von möglichen Interventionen (Workshop, Mitarbeitergespräche, Kommunikationskonzepte, etc.) zu überprüfen, ist es erforderlich, zusätzlich relevante Indikatoren wie kurz- und mittelfristige Gesundheit sowie Arbeitsengagement valide zu erfassen.
Die Analyse mittels Fragebogen dauert pro Mitarbeiter höchstens 15 Minuten und ist kostenfrei. Aus den gemittelten Ergebnissen einzelner Unternehmensteile können direkte Handlungskonsequenzen abgeleitet werden.

Das Analyseinstrument sowie weitere Informationen zur Durchführung können beim Autoren Prof. Dr. Jan Dettmers  angefordert werden.

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