Social Media, Katzenwitze und Erfolg in der Primatengesellschaft

Jede wissenschaftliche Arbeit beginnt mit einer gewissenhaften Bestandsaufnahme.

Im Alltag ist für so ein sorgfältiges Abwägen oft keine Zeit. Außerdem gibt die Literatur einfach zu viel her:

Zu den meisten wissenschaftlichen Studien finden sich auch Gegenstudien. Ein paar Parameter vertauscht, und im allgemeinen Rauschen der Medien lässt sich dann aus 1 ein -1 machen:
Die Pole schmelzen wegen des hohen CO2-Ausstoßes; die Pole schmelzen nicht deshalb. Ein Baby muss 6 Monate gestillt werden, ein Baby sollte gar nicht so lange gestillt werden. Fett sollte in der Ernährung gemieden werden. Low-Fat ist schädlich.
Für jeden ist was dabei.
Je nachdem, was er glauben will.

Der Jedermann muss sich also auf seine Intuition verlassen. Er muss soziale Klugheit walten lassen, Autoritäten integrieren, Faustregeln anwenden, die bisher in seinem Umfeld funktioniert haben.

Funktionieren die alten Faustregeln auch noch im Bereich der Social Media?
Wie definiert sich „Erfolg“ in den Communities?

Wer anderen was Gutes tut, kriegt selbst was ab!

Regel in der Primatengesellschaft: "Wer anderen was Gutes tut, kriegt selbst was ab"

In diesem Umfeld ist ein „Social Hub“ zum Beispiel, wer den Regeln einer bestimmten Offenheit folgt. Verteilen, kommentieren, kommunizieren, „befreunden“ sind hier das Rezept, wer zu werden. Hat man dazu auch noch fachlich was zu sagen, steigt man in der Hierarchie der Social-Media-Gesellschaft auf.

Es ist erfolgsversprechend, möglichst viel zu zitieren und selbst zitiert zu werden. Die Algorithmen der relevanten Empfehlungs-Maschinerie spiegeln hier nur eine alte und in unserer Kultur verwurzelte Praktik.

Mit Katzenwitzen lässt sich zum Beispiel ganz schön was reißen, denkt man. Aber es gibt nur einen, der mit Katzenwitzen was reißen kann. Alle anderen dienen seinem Erfolg.
Der Katzenwitzmacher wird zu einer Autorität. Zu einer Ikone des Erfolgs, in dessen Schatten man segelt.

Mit Katzen kann man sich und anderen was Gutes tun.

Indem man Katzenwitze verteilt, folgt oder kommentiert, bestätigt man das System des Erfolges und wird Teil seines Erfolgsalgorithmus. Man gehört zu einer Gemeinschaft, und dass befriedigt gewisse Grundbedürfnisse.
Um Grundbedürfnisse geht es überhaupt:
Was den Affen das Lausen, ist den Menschen der Austausch von Belanglosigkeiten: Es stellt soziale Beziehungen her und festigt sie. Wir tun uns mit Small-Talk was Gutes. Wir streicheln uns gegenseitig die Seele. Ein Katzenwitz ist so gesehen eine Art Instant-Streicheleinheit.
Diese Streicheleinheiten, die wir uns gegenseitig verpassen, werden relevant, wenn es um Stellung im gesellschaftlichen Leben geht. Bei den Berberaffen z.B. wird Chef, wer die meisten sozialen Kontakte hat.
Chef sein ist nicht schlecht. Man darf als Erster futtern.
Diese Regel ist auch umgekehrt sinnvoll, denn ein Clan sollte möglichst einheitlich auftreten, und das tut er am besten mittels eines integrativen Chefs.

Verweigern Sie sich den Medien Ihrer Community, verweigern Sie sich dem Clan.

Eine sinnvoll abgestimmte Medienrichtline ist deshalb unerlässlich. Es muss ja nicht um Katzenwitze gehen.

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